Mittwoch, 21. September 2016

Epilog

am wENDEpunkt in Korsika

Es ist Herbst geworden, ruckzuck, wie immer. Um allzu viel zu reflektieren, bin ich momentan zu beschäftigt mit der näheren Zukunft - nämlich mit Wien und der Tatsache, dass ich in zehn Tagen schon dort wohnen und studieren werde.
Doch ein Blogpost steht noch aus. Der Epilog von der Geschichte dieses Jahres, mein Fazit aus all dem Rucksackpacken, Aufbrechen, Abenteurern. Los geht's.


1. AUFBRECHEN IST ES IMMER WERT.

Zuerst ist alles Vorfreude pur, man malt sich aus, wo man überall hinfahren wird und was man dort erleben könnte. Nächtelang liegt man wach und grübelt, wie man es dann anstellen wird, eine gute Workawayerin zu sein, was man an diesem so anderen Ort alles unternehmen will und wie man sich wohl mit den Menschen dort verstehen wird - ganz zu schweigen von der Frage, welche Schuhe man denn schlussendlich wirklich mitnehmen soll. All das ist zwar schlafraubend, aber eindeutig positiver Stress. Dann plötzlich kann man die Tage bis zur Abreise an einer Hand abzählen und auf einmal hat man so ein komisches Gefühl im Bauch - will ich all das wirklich? Ganz alleine, in ein fremdes Land, irgendwohin, an einen Ort, von dem ich so gut wie nichts weiß? Und, noch dazu, zu mir wildfremden Menschen? Ganz schön beängstigend, diese Überlegungen. Ungewissheit kann einen, wie ich gemerkt habe, ziemlich aus dem Gleichgewicht bringen. Aber: man reißt sich dann zusammen und fährt trotzdem. Man kommt an und ist zuerst verschüchtert und verwirrt, aber man gewöhnt sich bald und die nebulöse Ungewissheit verschwindet Stück für Stück. Und auf keiner meiner Reisen in diesem Jahr habe ich mir jemals gedacht "Ach, wär ich doch daheim geblieben!"
Also: Wenn irgendetwas in dir dich in die Welt zieht, dann ignoriere die Abers und Was Wenns, lass dich nicht einschüchtern, und wenn es irgendwie möglich ist, fahr. Denn Aufbrechen ist manchmal alles außer einfach. Aber Aufbrechen ist es immer wert.


2. WORKAWAY IST SUPER.

Wie hätte dieses Jahr ausgesehen, wenn es Workaway nicht gäbe?! Jedenfalls komplizierter. Weniger vielfältig. Und sicherlich ganz anders.
Workaway ist eine Website für "Volunteering, Work and Travel, individuelles Reisen und Abenteuer". Und die tun nicht nur so - das stimmt wirklich. Bei Workaway registriert man sich entweder als Host oder als Volunteer. Man kann sich dann durch die unzähligen Profile klicken, nach Hosts in bestimmten Ländern oder Regionen suchen und gegen eine Gebühr von 20€ (für zwei Jahre) erhält man die Möglichkeit, jedem Benutzer eine Nachricht zu senden. Selbstständigkeit und Unabhängigkeit ist ein Muss, weil alles selbst zu organisieren ist und du selbst die Verantwortung und Konsequenzen trägst - es gibt auch keinen Vertrag, man kann also im Notfall einfach abhauen. Wenn man mich fragt, sage ich oft, Workaway ist wie WOOFing, nur dass man, statt ausschließlich auf Bauernhöfen zu arbeiten, verschiedenste Arten von Jobs machen kann; von Babysitten über arbeiten im Hostel und Hilfe im Haushalt bis hin zu Sprachenaustauschen. Ich bin beim Durchstöbern der Website sogar einmal über einen Zirkus gestolpert, oder über einen Leuchtturm im Norden von Norwegen - kurz: es gibt wenig, was es auf Workaway nicht gibt.
Das Grundprinzip von Workaway sieht so aus: Als Volunteer arbeitet man maximal 25h die Woche; dafür bekommt man zwar kein Geld, dafür aber Unterkunft und die komplette Verpflegung. Wichtig ist hier auch, dass interkultureller Austausch oft eine große Rolle spielt - viele Hosts wollen sich für einen gewissen Zeitraum weltoffene Menschen aus anderen Ländern ins Haus holen, und dass die sie bei Arbeiten im Alltag unterstützen, ist oft ein angenehmer Nebeneffekt. Man muss natürlich schon aufpassen - es gibt genug Hosts, die das System ausnutzen und Volunteers einfach als fast kostenlose Arbeitskräfte sehen. Aber wenn man sich die Profile genau durchliest, vor der Ankunft ausführliche E-Mails schreibt und sich mit dem Feedback anderer Workawayer, das unten im Profil angezeigt wird, auseinandersetzt, sollten normalerweise keine bösen Überraschungen drohen.

Noch einmal also: Workaway ist eine wirklich tolle Website, die nicht auf Profit aus ist, sondern ein individuelles Reisen möglich macht und dabei auch noch den besten Einblick ins echte, alltägliche Leben der Menschen eines Landes bietet. Man spart nicht nur viel Geld für Essen und Unterkunft, sondern hat auch die Möglichkeit, länger an einem Ort zu bleiben und so ihn und die Menschen dort wirklich kennenzulernen.
Ich habe nur die besten Erfahrungen mit Workaway gemacht, ich bin sehr dankbar, dass es dieses Konzept gibt und ich kann die Seite wirklich nur jedem empfehlen!!


http://www.workaway.info/index-de.html


3. SCHÖN IST ES (FAST) ÜBERALL.

"The more you see, the more you know you haven't seen." Das ist das große Vagabunden-Dilemma. Denn lernt man einen neuen Ort kennen, weckt das oft genug den Wunsch, auch die Umgebung besser zu erkunden, wieder zu kommen, und diesmal weiter zu gehen. Weil es ja schließlich so viel zu sehen gibt!
Beim Reisen habe ich mir angewöhnt, viel mehr auf Details zu achten. Ganz grundsätzlich, viel mehr die Augen offenzuhalten. Dinge wie schöne Landschaften, durchdachte Architektur, anderes Flair mehr zu wertschätzen. Und das kommt einem, finde ich, auch zu Hause zugute.
Dass es an jedem Ort etwas zu sehen gibt, hat natürlich auch zufolge,  dass es mir an Reiselust nie fehlen wird. "Überall war ich noch nicht, aber es steht auf meiner Liste." Und bis dahin gilt: "Umwege erweitern die Ortskenntnis."


4. ES GIBT VIEL ZU VIELE KENNENLERNENSWERTE MENSCHEN AUF DER WELT, UM NICHT ZU REISEN.

Ich habe viele Freunde gefunden in diesem Jahr. Und diese Freundschaften sind anders, als die, die man zu Hause so hat. Ich habe jetzt Freunde aus Deutschland, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, England, den USA oder Italien. Ich habe Freunde, die sind 20, 38, 46 Jahre alt, Studenten, Pensionisten, Vagabunden. Ich habe Freunde, mit denen ich nur einen Tag verbracht habe, und die trotzdem diese Bezeichnung mehr als verdienen, und andere, mit denen ich für ein paar Wochen auf ein paar Quadratmetern zusammengelebt habe. Bei weitem nicht mit allen bin ich jetzt noch häufig in Kontakt, sie leben ihr Leben und ich meines, anders, woanders. Aber ich weiß: wenn ich in ihre Stadt kommen würde, könnte ich mich sofort an sie wenden und wir würden uns so gut verstehen, wie beim letzten Treffen. Sie sind zwar nicht da, aber sie sind trotzdem irgendwo, und die Erinnerungen verbinden uns. Das ist ein wirklich schönes Gefühl.
Dazu kommt noch, dass ich mit den Menschen auch so viele andere Arten zu leben kennengelernt habe. Wenn man nicht genauer hinschaut, kann man doch gar nicht erfahren, auf welche verschiedenen Arten man Dinge tun kann - und wenn es nur darum geht, den Geschirrspüler einzuräumen. ;-) Tatsache ist: Reisen, vorallem mit Workaway, ist nichts anderes als ebendieses genauer hinschauen. Und es lohnt sich, denn dabei lernt man wirklich fürs Leben.









Jetzt ist sie also vorbei, meine RAUSzeit. Nostalgisch bin ich nicht (aber vielleicht kommt das ja noch) - wenn ich zurückdenke, bin ich eigentlich einfach nur zufrieden. Es hat sich alles ergeben, mit einer Komplexität, die ich mir vor einem Jahr sicher nicht hätte ausmalen können, und ich möchte keine Erfahrung dieses Jahres missen. Jede Reise war wunderbar spannend, interessant und schön, und jede Reise hatte rückblickend ihren Sinn. Dieses Jahr war für mich ganz sicher die beste Entscheidung und ich bin wirklich dankbar, das heute ohne jeden Zweifel sagen zu können.

Die nächste Reise kommt bestimmt, deshalb wie gehabt:
Bis bald,
Babsi





jedes Armband steht für eine Reise: Bangkok & Myanmar,
Frankreich & Spanien und Italien


Genau: warum nicht?















...in Korsika mit meinen Eltern...

Der letzte Rest Sommer...















...bevor die Zukunft beginnt.

Freitag, 5. August 2016

Pressearbeit beim Alpenverein oder: In die Berg bin i gern

Tu Gutes und berichte darüber - das ist das Motto des P.U.L.S. Pressepraktikums, das ich diesen Sommer beim ÖAV mache.
Und das funktioniert so: In ganz Österreich finden jeden Sommer einige "Umweltbaustellen" statt. Das sind einwöchige Projekte, bei denen Jugendliche freiwillig mitarbeiten, um zum Beispiel Almlandschaften und Artenvielfalt zu erhalten, Wege zu sanieren oder Bergbauern unter die Arme zu greifen. Als P.U.L.S.-Praktikantin arbeitet man ganz normal mit, allerdings ist man auch für die Öffentlichkeitsarbeit des jeweiligen Projektes zuständig.

Ich habe also im Frühling einen Workshop besucht und dort in zwei Tagen richtig viel Nützliches über PR-Arbeit gelernt: Wie man eine Presseeinladung verfasst, an all die Medienkontakte kommt, eine kleine Pressekonferenz veranstaltet, eine Pressemitteilung schreibt und vieles mehr.
Anfang Juli habe ich mit den Vorbereitungen begonnen und von 24. bis 30. Juli war ich schließlich auf der Umweltbaustelle Großpreimbergeralm oberhalb von Lienz.
Unsere Arbeit bestand hauptsächlich darin, alte Lärchenwiesen zu pflegen, heruntergefallene Äste zu sammeln und verbuschende Almflächen zu schwenden. Dass diese Dinge erledigt werden ist für die Natur sehr wichtig, da so nicht nur diese Flächen, die vor Jahrhunderten von Menschen geschaffen wurden, sondern auch die Biodiversität in diesem Lebensraum erhalten werden kann.
Aus den Ästen und umgeschnittenen Bäumen machten wir große Haufen, die später verbrannt werden sollen, und bald waren wir im Baumwerfen so professionell, dass es uns leichtgefallen wäre, bei den schottischen Highland Games mitzumachen. ;)
Mit dem Pressegespräch hat zum Glück alles gut geklappt: außer den eingeladenen Gästen (der Bauer, auf dessen Flächen wir gearbeitet haben, meine Projektleiterin vom ÖAV, der Bürgermeister von Oberlienz und der Obmann des Osttiroler Bauernbundes) waren fünf Journalisten (zum Beispiel von der Kleinen Zeitung oder TT) da, und dass meine Moderationen alles andere als professionell waren, hat sie zum Glück nicht davon abgehalten, über das Projekt zu berichten. ;-)

Auch ganz abgesehen vom P.U.L.S.-Praktikum hat mir die Woche richtig gut gefallen: die Hütten, in denen wir gewohnt haben, waren mit Blick auf die Lienzer Dolomiten wunderschön gelegen, die Arbeitszeit ist immer schnell vergangen und man hat gemerkt, dass man zu zwölft einfach richtig viel weiterbringt. Besonders nett war, dass wir uns innerhalb der Gruppe alle total gut verstanden haben und auch die Bauern, denen die Almen gehören, waren wirklich sympathische, gastfreundliche und aufgeschlossene Leute. In unserer Freizeit sind wir nicht nur gemütlich zusammengesessen, sondern haben auch das Gelände erkundet, viel musiziert und gelacht, noch mehr gegessen (wir wurden immer von den Bauern mit tiroler Kost (und selbstgebranntem Schnaps) versorgt) und an unserem freien Tag haben wir eine richtig schöne Wanderung auf die Schleinitz gemacht.
In Erinnerung bleiben werden mir besonders der wunderschöne Sternenhimmel über der oberen Hütte (~2100m), die Klarheit der Luft und Sicht in den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen und die netten Stunden, in denen wir alle zusammengesessen sind. Und es war ein richtig gutes Gefühl, am letzten Abend die ehrliche Dankbarkeit von allen Beteiligten zu spüren.

Mein Fazit: In das Pressepraktikum muss man zwar ein bisschen mehr Zeit investieren, aber es ist auf jeden Fall eine tolle Sache und ich bin froh, mitzumachen.
Und jedem, der gerne Zeit in den Bergen verbringt, kann ich die Mitarbeit auf einer Umweltbaustelle wärmstens empfehlen! Ich jedenfalls bin nächstes Jahr sicher wieder dabei.

http://www.alpenverein.at/jugend/freizeit/umweltbaustellen/index.php

Bis bald,
Babsi


Aufräumen auf den Lärchenwiesen

Morgenlicht

der Versuch, den Neualplseen die Show zu stehlen ;)

alle zusammen am Prinitz

Gipfelfoto auf der Schleinitz (2904m)...
...und der Ausblick von dort


beim Wandern

Mittwoch, 20. Juli 2016

Da war doch noch was...

fast am Meer
Jetzt, nachdem ich seit drei Wochen wieder daheim bin, raffe ich mich eeendlich auf, einen neuen Blogeintrag zu schreiben!


Was ist also passiert seit Mitte Mai?

Zuerst war ich natürlich noch im Farmhouse. In der zweiten Hälfte meiner Zeit dort ist mir der anfängliche Enthusiasmus zwar ein bisschen verloren gegangen (Gras mähen mit der Handsichel oder Ziegenmist aufsammeln sind nun einmal mäßig lustig, und irgendwann war mir auch das ganze körperliche Arbeiten einfach zu viel), aber trotzdem war dieser wohl der Workaway-Platz, der mir am besten gefallen hat. Ich hab noch mit anderen netten Workawayerinnen aus Amerika, Deutschland und Australien zusammengearbeitet und mich mit ihnen angefreundet, habe einige Gäste aus allen möglichen Ländern kennengelernt und mich immer mehr an den Farmhouse-Alltag gewöhnt. Für eine Woche hat mich Anna Maria besucht, wir haben viel zusammen unternommen und auch einen schönen zweitägigen Kurzurlaub gemacht: über Florenz an den toskanischen Strand und über Pisa wieder zurück. Immer wieder habe ich Ausflüge nach Perugia gemacht, bin durch die Felder rund ums Farmhouse gewandert und habe Zeit mit Gästen oder den anderen Volunteers verbracht. Zu meinen häufigen Zielen zählte auch die "Bar Olimpia", ein Café in der Nähe, wo man für den richtig guten Cappuccino nur 1,10€ bezahlt. Menschen verschiedenster Nationen habe ich hierher mitgeschleppt und wenn ich allein dort war, habe ich mich mit den Kellnern unterhalten, mit denen ich mich über die fünf Wochen richtig angefreundet habe. :-)
Am letzten Abend bin ich mit Quinn, mit der ich ein Monat lang zusammengearbeitet habe, spontan nach Perugia gefahren um dort als Abschluss einen Spritz trinken zu gehen und dann bei Couchsurfern zu übernachten. Die Leute waren nett, die Wohnung richtig schön eingerichtet und mit Blick über die Hügel nach Süden und das ganze war ein richtig schöner Abschluss.

Dann bin ich alleine los in Richtung Süden. Zuerst war ich in Neapel, das mich anfangs ein bisschen überfordert und lustigerweise sehr an Bangkok erinnert hat. Mein Hostel (La Controra Hostel Napoli) hat mir sehr gut gefallen; Neapel insgesamt...schwierig! Scheinbar spaltet sich ja die Menschheit in Neapel hater und lovers - ich könnte mich da allerdings nicht ganz zuordnen. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert - ob ich dort leben könnte, ist eine andere Frage. ;-)
Mein nächster Stopp war Salerno, eine Stunde weiter südlich. Dort habe ich wieder gecouchsurft und habe mich in der netten WG mit drei Studentinnen sehr wohlgefühlt. Salerno ist nicht nur ein hübsches und angenehm ruhiges Städtchen mit Uferpromenade, es bietet auch viele Ausflugsmöglichkeiten. Ich habe also einen Tag am Sandstrand von Ascea verbracht und bin am nächsten mit einem beängstigend schaukelnden Boot nach Amalfi gefahren. In diesem pittoresken Bilderbuchstädtchen bin ich vor den Touristenscharen im Zentrum über viele weiße Stiegen nach oben geflüchtet und wurde belohnt: stundenlang saß ich auf einer kleinen grünen Bank und schaute, schaute, schaute. Unter mir die weißen Häuschen von Amalfi, dahinter die Weite des blausten Meeres, das man sich vorstellen kann, durchzogen von kleinen Booten, die weiße Streifen aus Gischt hinter sich herzogen. Darüber der wolkenlos blaue Himmel eines vorbildlichen Junitages und im Vordergrund eine einzelne, uralte Pinie, die wie ich das Meer zu betrachten schien. Irgendwann vertrieb mich die Hitze und nach einer einschüchternden Busfahrt über das winzige Küstensträßchen kam ich wieder in Salerno an.
Sieben Stunden verbrachte ich am nächsten Tag im Zug Richtung Süden und fuhr dann mit der Fähre über das aufgewühlte Meer nach Sizilien. Und wieder einmal wartete das Abenteuer nicht: in Messina wurde uns nach langer Wartezeit mitgeteilt, dass wir aussteigen müssten. Der Zug würde heute nicht mehr nach Palermo fahren, und, wie sich später herausstellte, auch sonst nichts. Denn an der ganzen Nordküste Siziliens waren (ob von selbst oder nicht war nicht ganz klar) unzählige Feuer ausgebrochen, die die Zugstrecke und Autobahn blockierten. Selten war ich so froh, Italienisch zu sprechen, wie in diesem Chaos. So schlimm war das ganze dann aber gar nicht, denn ich traf inmitten all der verwirrten Italiener auf eine Deutsche, die zufällig ins gleiche Hostel in Palermo wollte wie ich. Trenitalia sponserte uns schließlich ein Zimmer in Messina, und als am nächsten Tag immer noch nicht klar war, ob die Strecke passierbar war, entschlossen Tomke und ich uns, stattdessen nach Syrakus zu fahren.
Eine richtig gute Entscheidung, wie sich herausstellte! Syrakus ist eine wunderschöne, uralte und durch und durch südliche Stadt. Das alte Stadtzentrum liegt auf einer kleinen Insel namens Ortigia und wenn man dort über die große, weiße Piazza spaziert, spürt man richtig, wie geschichtsträchtig dieser Ort ist. Wer dort wohl schon aller vor mir spaziert ist...! Auf dem Markt kauften wir um circa drei Euro Unmengen von richtig gutem Gemüse (und der Händler schenkte uns sogar noch die besten Feigen, die man sich vorstellen kann), spazierten durch die Gässchen, badeten im blau-türkisen Meer und genossen einfach die entspannte, südliche, sizilianische Atmosphäre.
Nach zwei Tagen ging es für mich in aller Frühe weiter nach Palermo. Dort wohnte ich in einem ziemlich coolen und sehr musikalischen Hostel (A casa di amici Palermo), wo ich einige nette Leute getroffen habe. Teils mit ihnen, teils alleine wanderte ich durch die Straßen Palermos, das mir immer besser gefiel, je mehr ich davon sah. Palermo liegt an einer sehr großen Bucht im Nordwesten Siziliens und ist von schroffen, grünen Bergen umringt. Da im Laufe der Zeit unterschiedlichste Völker hierherkamen und die Stadt besetzten, findet man verschiedenste Baustile, was die Stadt umso interessanter macht. Und wenn man hier auf blonde Sizilianer trifft, dann handelt es sich vermutlich um Nachkommen der Staufer oder Habsburger! ;-) Als Abschluss habe ich mich, so wie in Valencia und Bologna, auch hier von einem Couchsurfer herumführen lassen (wie immer eine richtig coole Erfahrung) und so auch noch Mondello, den nahen Stadtstrand gesehen.
Am 21. Juni kehrte ich etwas missmutig Sizilien den Rücken, denn ich hätte wirklich gern etwas mehr Zeit hier verbracht, und fuhr wieder zurück in Richtung Norden. In Neapel traf ich mich (nach öfterem Verpassen) endlich mit Chloe, die ich ganz am Anfang im Hostel kennengelernt hatte und fuhr schließlich über Bologna zurück nach Österreich.

Die Tatsache, dass ich nach meiner Rückkehr allen die Ohren volljammerte, wie gern ich doch noch in Italien geblieben wäre, spricht für sich. Von den drei großen Reisen meines Gap Years, die alle spannend, wunderschön und interessant waren und von denen ich rückblickend keine missen möchte, hat mir die Italienreise wahrscheinlich am besten gefallen. Vielleicht, weil ich hier so viele so nette Leute getroffen habe. Vielleicht, weil Italien einfach ein wunderbares Land ist. Vielleicht, weil mittlerweile endlich Sommer geworden ist. Warum, ist im Endeffekt unwichtig. Jedenfalls bin ich komplett zufrieden mit meiner Reise und ich bin mir sicher, Italien hat mich in nicht allzu ferner Zukunft wieder. Und zwar sicherlich nicht nur für einen Badeurlaub. ;-)

Bis bald,
Babsi


mein Arbeitsplatz B-)
Kurzurlaub mit Anna :D




supernetter workaway staff ;)

die Felder sind mittlerweile golden geworden

Tagesausflug nach Spello
(nahe Assisi)

allerbestes Gefühl, nachdem man 5h in
der prallen Sonne gearbeitet hat :D

Quinn und ich - partners in crime
for one month

Napoli...

Traumblick in Amalfi...

...wo ich den besten Aussichtsplatz gefunden habe


Siracusa...

...und sein Flair

Was will man Meer?

"yellow and beautiful", so wurden wir kommentiert ;)

Palermo

Mondello im schönsten Abendlicht
Lieblingsplatz in Neapel (so far) mit Chloe :D


die diesmalige Reiseroute













Donnerstag, 19. Mai 2016

Perugia, la dolce vita und ich

I portici nach San Luca, Bologna
Nach fast zwei Wochen raffe ich mich heute endlich dazu auf, einen neuen Blogpost zu schreiben. :-)

Was ist inzwischen passiert?

Ich bin am 6. Mai nach Italien gefahren und habe erst einmal zwei Tage im wunderschönen Bologna verbracht. Dort habe ich sowohl im Hostel, als auch über Couchsurfing sehr nette Leute getroffen, habe mir die Stadt angeschaut, bin durch die unzähligen Bogengänge gewandert, und all das bei über 20 Grad und Sonnenschein. Highlight war auf jeden Fall der zweite Abend, an dem ich zu einem Abendessen in einer versteckten Osteria mit einer Gruppe von Freunden meines Couchsurfing-Cityguides eingeladen wurde. Auf köstliche Spaghetti Bolognese folgte das beste Tiramisu, das ich je gegessen habe und schließlich setzten wir uns noch mit einem Bier auf die Piazza Maggiore. Ein typisch italienischer Abend also, den ich sehr genossen habe.

Ich wäre gern noch geblieben, doch mein neuer Workaway-Platz wartete schon - ein wunderschön gelegenes Hostel/B&B, das auf einem Bauernhof basiert. Die Einrichtung ist schlicht und etwas rustikal, es gibt Hostel-dorms und Privatzimmer und auf einer riesigen Wiese neben dem Haus kann man Ziegen streicheln, Eseln beim Kauen zusehen oder sich von Gänsen anfauchen lassen. Es gibt auch noch einige Hühner, ein normales und ein Wildschwein inklusive gemeinsamer Nachkommen, zwei Hunde und zwei Pferde. Das Perugia Farmhouse ist definiv kein normales Hostel - hierher kommen Individualisten, vor dem Großstadt-Stress Flüchtende und Naturliebhaber.

Was ich hier mache?

Ich bin, zusammen mit zwei anderen Workawayerinnen, abwechselnd für Indoor- und Outdoor-Work zuständig. Drinnen wird hauptsächlich geputzt, aber auch das Frühstück gemacht und das Check In erledigt, während man draußen meistens körperlich arbeitet (zB. Gras schneiden, Rasen mähen, Ställe ausmisten,...). Das klingt zwar alles nicht besonders spannend, doch mir gefällt die Arbeit sehr gut. Hat man die fünf Stunden erledigt, ist man zwar oft erschöpft, aber das Mittagessen schmeckt umso besser und spätestens nach einem Nickerchen in der Sonne fühlt man sich richtig gut.

Was mir allerdings am besten gefällt an diesem Workawayplatz sind die Menschen. In der kurzen Zeit, die ich jetzt hier bin, habe ich so viele nette, interessante und weltoffene Reisende getroffen, am Abend sitzen wir oft alle gemütlich zusammen, essen, oder trinken Wein und auch meine Ukulele ist schon zum Einsatz gekommen. ;-) Ich kann gar nicht genug travel stories hören und bin sehr stolz auf mein "Gästebuch" für Reisefreundschaften, das sich langsam mit verschiedensten Einträgen in unterschiedlichsten Schriften zu füllen beginnt.

Auch die Landschaft trägt ihren Teil zu meiner Zufriedenheit bei: Man hat von hier einen tollen Blick auf die Hügel Umbriens rundherum und speziell auf Perugia, das sich mit dem Bus problemlos in 20 Minuten erreichen lässt. Auf der anderen Seite des Hauses führt ein Kiesweg in eine kleines Tal, in dem sich knallrote Mohnblumen und grüne, sich im Wind wiegende Kornfelder die Schau stehlen und durch das es sich gerade am frühen Abend wunderbar spazieren lässt. Man merkt schon - ich komme ins Schwärmen! Und weil es mir hier so gut gefällt, habe ich beschlossen, noch eine Woche länger zu bleiben. Danach, also Mitte Juni, plane ich noch knapp zwei Wochen zu reisen (in den Süden), bevor ich wieder zurück nach Hause fahre. Ich bin wirklich sehr froh, noch einmal aufgebrochen zu sein - das Farmhouse ist ein ganz besonderer Ort und ich genieße es sehr, für fünf Wochen Teil von ihm zu sein.

Für alle spontanen: kommt vorbei! Es würde mich freuen und euch sicher gefallen! :-)

Manchmal, wenn ich wieder einmal eine Schubkarre voll mit Ziegenmist und altem Heu zum Misthaufen schiebe, fällt mein Blick auf das Panorama, an dem ich da mittlerweile fast schon selbstverständlich vorbeischnaufe, und ich halte zufrieden inne - so lässt es sich leben! La vita é bella.

Bis bald, 
Babsi






Babyziegen streicheln






Beer tasting

Wenn jemand fragt, wohin du gehst...sag "nach Bologna!"






tramonto
Trasimenosee





Menschenauflauf bei einem Konzert in Perugia

Perugia in der Ferne



Perugia - so eine schöne Stadt
Goat selfie - ein Klassiker

überall blüht der Mohn

Ziege mit Panorama

Workaway-staff











rund ums Farmhouse lauter Weizenfelder











Mittwoch, 4. Mai 2016

Italia in Maggio oder: wieder unterwegs

April in Wien
Einmal geht's noch - in ein paar Tagen breche ich wieder einmal auf ins (mehr oder weniger) Ungewisse. Wohin es denn jetzt schon wieder geht? Ins Land von Pasta, Pizza und Parmeggiano, wo Katholizismus und das organisierte Verbrechen aufeinandertreffen und, wer weiß, vielleicht sogar ab und zu mit einem Gläschen Rotwein anstoßen... genau. Es geht nach bella Italia.

Inwieweit ich dort la dolce vita genießen kann, wird sich zeigen: ich werde (wieder über Workaway) in einem Hostel/B&B/Bauernhof außerhalb von Perugia arbeiten. Die Arbeit soll dort angenehmerweise sehr variieren - ich darf also nicht nur hinter Gästen, sondern auch hinter Tieren herputzen. ;-) Aber Scherz beiseite: ich bin schon sehr gespannt auf meinen nächsten Workaway-Platz, auf meine Hosts und Mit-Helfer und alles, was mich in Perugia erwartet.
Diesmal habe ich es ja praktischerweise nicht so weit, ich spreche die Sprache (zumindest halbwegs) und weiß schon einiges über die Kultur und Lebensweise der Italiener. Aber ich gebe es zu: ein bisschen aufgeregt bin ich natürlich trotzdem. :-)

Auf der Hinreise werde ich noch einen Zwischenstop in Bologna einlegen (natürlich werde ich die ganze Zeit Wanda hören), dort zwei Tage bleiben und dann mindestens vier Wochen in Perugia verbringen. Wann ich genau zurück komme und ob ich mir dann noch andere Hosts suche, werde ich dann sehen. Vediamo un po'. 

Bis bald,
Babsi

PS: Unter "mehr Fotos" findet man findet man ebendiese jetzt endlich wirklich!

Donnerstag, 24. März 2016

In 76 Tagen um die Pyrenäen oder: wieder daheim

Seit über einer Woche bin ich schon wieder zurück in den Bergen und netterweise zeigt sich Tirol meistens von seiner schönen Seite: der blaue Himmel kontrastiert mit den schneebedeckten Berggipfeln, überall blühen erste Frühlingsblumen und in der Sonne ist es sogar schon richtig warm. Unter solchen Umständen fällt das Heimkommen natürlich nicht allzu schwer. ;-) Dazu kommt, dass ich mich auf verschiedenste Dinge am Daheimsein gefreut habe - von größerer Auswahl an bunter Kleidung über Stauraum für meine Sachen bis hin zu der Tatsache, den neuen Führerschein endlich nützen zu können. Und obwohl ich auf meiner Reise sehr viele nette Leute kennengelernt habe, ist es nach zweieinhalb Monaten "alleine" natürlich sehr schön, wenn man Familie und Freunde wiedersieht. :-) Jetzt bin ich erst einmal ein Monat zu Hause, in dem ich Dinge wie Studium, Praktikum und dann hoffentlich meinen nächsten Workawayplatz in Italien organisieren will. Denn nur weil ich es momentan genieße, daheim zu sein, heißt das noch lange nicht, dass meine Reiselust weg ist. :-D

Ein bisschen möchte ich natürlich noch von meinem letzten Workaway-Platz in Dax erzählen. Diese Stadt hat ungefähr 40.000 Einwohner und eine Besonderheit, nämlich Thermalquellen, aus denen mit unzähligen Kurhotels Profit geschlagen wird. Diese locken, wie man sich vorstellen kann, eine etwas andere Altersgruppe als die meine an, was sich auch im Stadtkern wiederspiegelt: drei Apotheken mischen sich unter Boutiquen mit Senioren-Bademode, Optiker und Geschäfte für Hörgeräte. ;-) Raphaele und Jean, meine französischen Hosts, sind allerdings keine Senioren, sondern ein junges Ehepaar mit einem fast dreijährigen Sohn namens Naija. Über Workaway sucht die vielbeschäftigte Raphaele Leute, die Naija am Vormittag beschäftigen, damit sie für ihren Studienlehrgang lernen und an ihrem Projekt arbeiten kann (sie möchte in Dax eine Montessori-Schule eröffnen) und die ihr auch im Haushalt und Garten zur Hand gehen. Weil ich ihre erste Workawayerin war, war vieles allerdings noch recht frei und kaum durchgeplant.
Es hat eine Zeitlang gedauert, bis ich mich eingewöhnt habe - anfangs war ich etwas kulturgeschockt, Südfrankreich kam mir nach Spanien unverhältnismäßig nördlich vor und außerdem war ich krank. Doch da Raphaele und Jean wirklich sehr nette und aufgeschlossene Menschen sind, habe ich mich doch bald eingelebt.
Meine Hosts haben hauptsächlich Englisch mit mir geredet (was ich ein bisschen schade gefunden habe), dafür hat mein Französisch beim Babysitten profitiert; Naija hat nämlich beim Spielen immer munter vor sich hingeplaudert, ohne zu mitzubekommen, dass ich nur die Hälfte verstehe ("Regarde!! Regarde ce que j'ai fait!!!!! Tu as vu??"). So habe ich viele interessante Vokabeln wie "Schau!!", "Lastwagen" oder "Bär" gelernt und auch aus der Terminologie des Haushalts ist so manches hängen geblieben (aspirateur & co). Raphaele ist allerdings total nett und locker und ich bin bei diesem Platz nie annähernd auf die fünf Stunden Arbeit am Tag gekommen.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Familie sehr musikalisch ist und ich nicht nur öfters meine Ukulele ausgepackt, sondern auch sehr viel gute Musik empfohlen bekommen habe. Toll war auch, dass ich die Möglichkeit hatte, sehr viele Ausflüge zu machen. Mit dem Bus oder meinen Hosts bin ich zum Beispiel nach Biarritz, Bayonne, Capbreton, Bordeaux oder Saint-Jean-de-Luz gefahren und habe mir diese unterschiedlichen Städte angeschaut. Und auch wenn Dax leider nicht direkt am Meer liegt, konnte ich so doch einige Male den wilden Atlantik sehen, der so ganz anders ist als das beschauliche Mittelmeer. Am 12.3. bin ich dann über Bordeaux, Paris und München heimwärts gefahren und nach einer 24-stündigen Busreise war ich wieder in Tirol.

Und mein Fazit?

Ich bin stolz, nach diesen zweieinhalb Monaten sagen zu können, dass ich voll und ganz zufrieden bin mit meiner Reise. Ich habe ein Riesenglück gehabt, dass alle drei Familien so nett, aufgeschlossen und gastfreundlich waren und ich mich dadurch an allen drei Orten zu Hause gefühlt habe. Ich will nichts schönreden - allein zu reisen hat seine Nachteile, es erfordert auf jeden Fall Unabhängigkeit und natürlich ist man manchmal ein bisschen einsam. Doch ich habe in dieser Zeit so viele nette, weltoffene und gastfreundliche Menschen verschiedensten Alters kennengelernt, von Kindern über Studenten bis hin zu Pensionisten, habe einmalige Einblicke in andere Kulturen und Lebensweise bekommen, sehr viele schöne Orte gesehen und so ganz sicher meinen Horizont erweitert. Und auch wenn ich noch nicht studiere dieses Jahr habe ich trotzdem richtig richtig viel gelernt. Diesmal wirklich nicht für die Schule, sondern fürs Leben. ;-)

Und vielleicht war nicht immer alles nur einfach, doch es war ganz sicher immer alles interessant.

Bis bald,
Babsi





Bordeaux
wilder Atlantik

Bayonne im Regen
Naija der Ninja ;)



meine supernette Hostfamilie
Dax (auch hier gibt's Palmen)...
...wenn dann einmal die Sonne scheint! ☼



Capbreton
die beeindruckende Küste von Biarritz
Saint Jean de Luz im Baskenland


und als Abschluss noch ein schnelles Flanieren über die Champs-Élysées, bevor der Anschlussbus losfährt










meine Reiseroute