am wENDEpunkt in Korsika |
Es ist Herbst geworden, ruckzuck, wie immer. Um allzu viel zu reflektieren, bin ich momentan zu beschäftigt mit der näheren Zukunft - nämlich mit Wien und der Tatsache, dass ich in zehn Tagen schon dort wohnen und studieren werde.
Doch ein Blogpost steht noch aus. Der Epilog von der Geschichte dieses Jahres, mein Fazit aus all dem Rucksackpacken, Aufbrechen, Abenteurern. Los geht's.
1. AUFBRECHEN IST ES IMMER WERT.
Zuerst ist alles Vorfreude pur, man malt sich aus, wo man überall hinfahren wird und was man dort erleben könnte. Nächtelang liegt man wach und grübelt, wie man es dann anstellen wird, eine gute Workawayerin zu sein, was man an diesem so anderen Ort alles unternehmen will und wie man sich wohl mit den Menschen dort verstehen wird - ganz zu schweigen von der Frage, welche Schuhe man denn schlussendlich wirklich mitnehmen soll. All das ist zwar schlafraubend, aber eindeutig positiver Stress. Dann plötzlich kann man die Tage bis zur Abreise an einer Hand abzählen und auf einmal hat man so ein komisches Gefühl im Bauch - will ich all das wirklich? Ganz alleine, in ein fremdes Land, irgendwohin, an einen Ort, von dem ich so gut wie nichts weiß? Und, noch dazu, zu mir wildfremden Menschen? Ganz schön beängstigend, diese Überlegungen. Ungewissheit kann einen, wie ich gemerkt habe, ziemlich aus dem Gleichgewicht bringen. Aber: man reißt sich dann zusammen und fährt trotzdem. Man kommt an und ist zuerst verschüchtert und verwirrt, aber man gewöhnt sich bald und die nebulöse Ungewissheit verschwindet Stück für Stück. Und auf keiner meiner Reisen in diesem Jahr habe ich mir jemals gedacht "Ach, wär ich doch daheim geblieben!"
Also: Wenn irgendetwas in dir dich in die Welt zieht, dann ignoriere die Abers und Was Wenns, lass dich nicht einschüchtern, und wenn es irgendwie möglich ist, fahr. Denn Aufbrechen ist manchmal alles außer einfach. Aber Aufbrechen ist es immer wert.
2. WORKAWAY IST SUPER.
Wie hätte dieses Jahr ausgesehen, wenn es Workaway nicht gäbe?! Jedenfalls komplizierter. Weniger vielfältig. Und sicherlich ganz anders.
Workaway ist eine Website für "Volunteering, Work and Travel, individuelles Reisen und Abenteuer". Und die tun nicht nur so - das stimmt wirklich. Bei Workaway registriert man sich entweder als Host oder als Volunteer. Man kann sich dann durch die unzähligen Profile klicken, nach Hosts in bestimmten Ländern oder Regionen suchen und gegen eine Gebühr von 20€ (für zwei Jahre) erhält man die Möglichkeit, jedem Benutzer eine Nachricht zu senden. Selbstständigkeit und Unabhängigkeit ist ein Muss, weil alles selbst zu organisieren ist und du selbst die Verantwortung und Konsequenzen trägst - es gibt auch keinen Vertrag, man kann also im Notfall einfach abhauen. Wenn man mich fragt, sage ich oft, Workaway ist wie WOOFing, nur dass man, statt ausschließlich auf Bauernhöfen zu arbeiten, verschiedenste Arten von Jobs machen kann; von Babysitten über arbeiten im Hostel und Hilfe im Haushalt bis hin zu Sprachenaustauschen. Ich bin beim Durchstöbern der Website sogar einmal über einen Zirkus gestolpert, oder über einen Leuchtturm im Norden von Norwegen - kurz: es gibt wenig, was es auf Workaway nicht gibt.
Das Grundprinzip von Workaway sieht so aus: Als Volunteer arbeitet man maximal 25h die Woche; dafür bekommt man zwar kein Geld, dafür aber Unterkunft und die komplette Verpflegung. Wichtig ist hier auch, dass interkultureller Austausch oft eine große Rolle spielt - viele Hosts wollen sich für einen gewissen Zeitraum weltoffene Menschen aus anderen Ländern ins Haus holen, und dass die sie bei Arbeiten im Alltag unterstützen, ist oft ein angenehmer Nebeneffekt. Man muss natürlich schon aufpassen - es gibt genug Hosts, die das System ausnutzen und Volunteers einfach als fast kostenlose Arbeitskräfte sehen. Aber wenn man sich die Profile genau durchliest, vor der Ankunft ausführliche E-Mails schreibt und sich mit dem Feedback anderer Workawayer, das unten im Profil angezeigt wird, auseinandersetzt, sollten normalerweise keine bösen Überraschungen drohen.
Noch einmal also: Workaway ist eine wirklich tolle Website, die nicht auf Profit aus ist, sondern ein individuelles Reisen möglich macht und dabei auch noch den besten Einblick ins echte, alltägliche Leben der Menschen eines Landes bietet. Man spart nicht nur viel Geld für Essen und Unterkunft, sondern hat auch die Möglichkeit, länger an einem Ort zu bleiben und so ihn und die Menschen dort wirklich kennenzulernen.
Ich habe nur die besten Erfahrungen mit Workaway gemacht, ich bin sehr dankbar, dass es dieses Konzept gibt und ich kann die Seite wirklich nur jedem empfehlen!!
http://www.workaway.info/index-de.html
3. SCHÖN IST ES (FAST) ÜBERALL.
"The more you see, the more you know you haven't seen." Das ist das große Vagabunden-Dilemma. Denn lernt man einen neuen Ort kennen, weckt das oft genug den Wunsch, auch die Umgebung besser zu erkunden, wieder zu kommen, und diesmal weiter zu gehen. Weil es ja schließlich so viel zu sehen gibt!
Beim Reisen habe ich mir angewöhnt, viel mehr auf Details zu achten. Ganz grundsätzlich, viel mehr die Augen offenzuhalten. Dinge wie schöne Landschaften, durchdachte Architektur, anderes Flair mehr zu wertschätzen. Und das kommt einem, finde ich, auch zu Hause zugute.
Dass es an jedem Ort etwas zu sehen gibt, hat natürlich auch zufolge, dass es mir an Reiselust nie fehlen wird. "Überall war ich noch nicht, aber es steht auf meiner Liste." Und bis dahin gilt: "Umwege erweitern die Ortskenntnis."
4. ES GIBT VIEL ZU VIELE KENNENLERNENSWERTE MENSCHEN AUF DER WELT, UM NICHT ZU REISEN.
Ich habe viele Freunde gefunden in diesem Jahr. Und diese Freundschaften sind anders, als die, die man zu Hause so hat. Ich habe jetzt Freunde aus Deutschland, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, England, den USA oder Italien. Ich habe Freunde, die sind 20, 38, 46 Jahre alt, Studenten, Pensionisten, Vagabunden. Ich habe Freunde, mit denen ich nur einen Tag verbracht habe, und die trotzdem diese Bezeichnung mehr als verdienen, und andere, mit denen ich für ein paar Wochen auf ein paar Quadratmetern zusammengelebt habe. Bei weitem nicht mit allen bin ich jetzt noch häufig in Kontakt, sie leben ihr Leben und ich meines, anders, woanders. Aber ich weiß: wenn ich in ihre Stadt kommen würde, könnte ich mich sofort an sie wenden und wir würden uns so gut verstehen, wie beim letzten Treffen. Sie sind zwar nicht da, aber sie sind trotzdem irgendwo, und die Erinnerungen verbinden uns. Das ist ein wirklich schönes Gefühl.
Dazu kommt noch, dass ich mit den Menschen auch so viele andere Arten zu leben kennengelernt habe. Wenn man nicht genauer hinschaut, kann man doch gar nicht erfahren, auf welche verschiedenen Arten man Dinge tun kann - und wenn es nur darum geht, den Geschirrspüler einzuräumen. ;-) Tatsache ist: Reisen, vorallem mit Workaway, ist nichts anderes als ebendieses genauer hinschauen. Und es lohnt sich, denn dabei lernt man wirklich fürs Leben.
Jetzt ist sie also vorbei, meine RAUSzeit. Nostalgisch bin ich nicht (aber vielleicht kommt das ja noch) - wenn ich zurückdenke, bin ich eigentlich einfach nur zufrieden. Es hat sich alles ergeben, mit einer Komplexität, die ich mir vor einem Jahr sicher nicht hätte ausmalen können, und ich möchte keine Erfahrung dieses Jahres missen. Jede Reise war wunderbar spannend, interessant und schön, und jede Reise hatte rückblickend ihren Sinn. Dieses Jahr war für mich ganz sicher die beste Entscheidung und ich bin wirklich dankbar, das heute ohne jeden Zweifel sagen zu können.
Die nächste Reise kommt bestimmt, deshalb wie gehabt:
Bis bald,
Babsi
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Genau: warum nicht? |
...in Korsika mit meinen Eltern... |
Der letzte Rest Sommer... |
...bevor die Zukunft beginnt. |