Mittwoch, 20. Januar 2016

Au Revoir

Zweimal geblinzelt und schwupp - schon waren die drei Wochen um. So ist es mir zumindest vorgekommen. Ich merke schon, ich wiederhole mich, aber wenn man woanders ist, wird Zeit einfach richtig eigenartig und vergeht eindeutig anders.

Während ich also so über die Zeit philosophiere, sitze ich draußen in der Sonne, mit Sonnenbrille und T-Shirt und freue mich, denn es hat gefühlte 23 Grad. Ziggy wuselt unermüdlich durch den Garten und Cassy und Oreo (so heißen die Hunde) haben sich neben mir in der Sonne ausgebreitet, sogar Charlie (der Kater) leistet mir Gesellschaft. Heute ist mein letzter Tag hier, fällt mir wieder ein, der 20. Jänner. Der Schein trügt leider, bis zum Sommer sind es halt doch noch fünf Monate. Aber in diesem Moment ist mir das ziemlich egal. Aus dem Radio hinter mir quaken belgische Radiomoderationen, "Studio Brussel" ist eingeschaltet. Ich blinzele in die Sonne, schließe die Augen und lasse die letzten beiden Wochen noch einmal Revue passieren.

Gassi gehen mit den drei lieben Hunden, entrümpeln, Saft pressen, Türrahmen schmirgeln, putzen, bügeln, ausmalen. Jeden Tag richtig gutes Essen, einen der köstlichen Burger in Marie und Patricks Restaurant probieren, der genervte Blick von Alina, der 15jährigen Vegetarierin, wenn ich sie (schon wieder!) vorsichtig frage, ob ich ihr Essen kosten darf, und das darauf folgende allgemeine Gelächter. Star Wars schauen auf Englisch mit französischen Untertiteln in einem winzigen Kino mitten in der Pampa. Meine Radtour auf einen Hügel in der Nähe und der tolle Ausblick von dort in alle Himmelsrichtungen. Das Wettrennen zur Tür, das die drei "Puppies" aufgeregt veranstalten, sobald jemand das W-Wort (sie verstehen nämlich "go for a walk") sagt. Filmabende mit Chick Flicks, Shrek oder King Kong. Spaziergänge ins "City Center" von Boulogne sur Gesse oder zum Supermarkt mit Mariam, der dritten Workawayerin aus Deutschland, die vor fast zwei Wochen angekommen ist und mit der ich mich super verstehe. Und natürlich gestern, unser Roadtrip nach Sarrancoulin (ein winziges, mittelalterliches Städtchen in den Pyrenäen) und Pau (eine nette Stadt mit einem wunderschönen Chateau, circa 100km von hier), der richtig lustig war. Und es hat zwar schon oft geregnet seit ich hier bin, aber ist das nicht unwichtig, wo doch jetzt gerade die Sonne scheint?
Meine Gedanken schweifen ab zu den nächsten Tagen, morgen probiere ich Couchsurfen in Toulouse aus, übermorgen Abend fahre ich zu meinem nächsten Workawayplatz nach Valencia... Nach diesen drei Wochen kann ich nur hoffen, dass ich es dort ähnlich gut erwische, wie hier!

Genug geträumt, ich stehe auf und gehe ins Haus - ich will mir ja nicht mitten im Jänner einen Sonnenstich holen. ;-)

Bis bald,
Babsi

Pyrenäen 
Oreo



walking the dogs


Boulogne sur Gesse


Roadtriiiiip! :D

Sarrancoulin

Sarrancoulin

Chateau Pau

Pau

Lunch 

Freitag, 8. Januar 2016

The Sunny South of France

Alles ist dann schlussendlich ganz schön schnell gegangen - Weihnachten, die dazugehörigen Mengen von Essen, Wien, Toulouse - und plötzlich war ich mitten in Südfrankreich. 
 
Und wenn ich sage "mitten in", dann meine ich das auch so. Einerseits geographisch, andererseits im übertragenen Sinn. Man muss sich das so vorstellen: nach Toulouse klappert der Bus alle möglichen Ortschaften in der Umgebung ab und je weiter man fährt, umso kleiner werden sie. Nach zwei Stunden erreicht man Boulogne sur Gesse, die Endstation und nach ein paar weiteren Minuten im Auto ist man dann angekommen; das Ziel heißt "La Hillette", ist ein uralter, typisch französicher Bauernhof und ist wirklich ein Phänomen für sich. 
 
Denn auch wenn das Draußen französischer nicht sein könnte, findet man im Inneren der großen Holztore eine ungewöhnliche Mischung aus England, Belgien, Deutschland und Australien; gesprochen wird (britisches) Englisch. Internationalität liegt in der Luft und hier und da ein paar Tierhaare auf dem Boden, denn außer Marie (UK), ihrem Mann Patrick (BE) und ihrer Tochter Alina (UK/DE), zeitweise ein paar anderen Nachkommen (DE/BE) und Christine, der longterm-Workawayerin (AUS), wohnen hier auch noch drei Hunde, zwei Katzen und drei Hühner. Und, momentan, ich. 
 
La Hillette
                                                                                                        
Die Familie lebt hier seit drei Jahren, in denen sie das Haus nicht nur bewohnbar, sondern richtig gemütlich gemacht haben. Weil Marie und Patrick beide ganztägig arbeiten, die Arbeit im Haus dadurch aber nicht weniger wird und sie sehr weltoffene Menschen sind, hosten sie seit ihrem Einzug immer mindestens einen Workawayer; bis jetzt waren das insgesamt schon um die 150. 
Als "helper" hat man verschiedenste Aufgaben. Ich habe bis jetzt unter anderem staubgesaugt, ausgmalt, Saft und Tischtücher gepresst, bin mit den Hunden spazieren gegangen und grundsätzlich möglichst nicht im Weg, sondern stattdessen hilfreich zur Seite gestanden. Das Ganze für ca. fünf Stunden am Tag, wobei zwei Tage die Woche frei sind. 

Was noch? Ich war beim Hühner kaufen auf einem Markt mit lebendigen Tieren dabei, habe sehr oft richtig gut gegessen (zum Beispiel ein verspätetes britisches Weihnachtsessen mit Turkey und christmas crackers), zwar nicht mein Französisch, dafür aber jedenfalls mein Englisch verbessert, gelernt wie man eine Wand streicht, mich mit den verschiedenen Menschen (und Haustieren) unterhalten und die kurzen Regenpausen (im Jänner ist der South of France halt doch nicht ganz so sunny) genutzt, um alternativ mit Rad, Hund oder zu Fuß die schöne Umgebung zu erkunden. Alle sind sehr nett und auch wenn mich die kursierende Grippe jetzt doch ein bisschen erwischt hat, gefällt es mir hier sehr gut! 

Noch eineinhalb Wochen  bleibe ich hier und nachdem ich in Toulouse couchgesurft habe, geht es weiter nach Valencia!  

Bis bald,
Babsi



Tiermarkt
der "Garten"
Ein Einhorn? ;-)
Silvester: Lagerfeuer als Raketenersatz