Mittwoch, 2. Dezember 2015

Das letzte Drittel

Fischer am Inlesee
Wenn man am Ende einer Reise traurig ist, dass man nicht noch ein bisschen länger bleiben kann, dann ist das wohl der beste Beweis, dass es eine gute Reise war.
Deshalb interpretiere ich meine gemischten Gefühle während der Heimreise einfach als gutes Zeichen! ;-)

Auch die letzte meiner drei Wochen in Asien hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Montag und Dienstag habe ich noch unterrichtet, aber am 25.11. bin ich mit Anna, fünf anderen Volunteers und unserem Taxifahrer kurz nach Sonnenaufgang in den gemütlichen Kleinbus gestiegen, der uns in den nächsten vier Tagen herumkutschieren sollte. Nach über sechs Stunden Fahrt über holprige und kurvige Bergstraßen mit tollen Ausblicken erreichten wir unser erstes Hotel in einem kleinen Ort im Shan-State. Von dort aus fuhren wir zum berühmt-berüchtigten Lichterfest in Taunggyi. Wer sich jetzt, so wie ich, kerzenerleuchtete Gässchen und kleine, leuchtende Ballons, die ein beschauliches Städtchen in organgenes Licht tauchen, vorstellt, der liegt eher falsch. Angeheiterte Menschenmassen wälzten sich durch immer vermüllter werdende Gassen zwischen unzähligen Ständen, laute Musik schallte aus einzelnen Clubs und um zu den Ballons, die irgendwie mehr Nebensache zu sein schienen, zu kommen, musste man sich auf eine randvolle Festivalwiese wagen, auf der immer wieder Menschen durch herunterfallende Ballons verletzt werden. Diese Art von Veranstaltung macht sicher vielen Spaß, doch zu denen zähle ich nicht wirklich und war deshalb froh, als wir uns auf ein kühles Bier in ein Restaurant gesetzt haben. Es hat mir aber auch einiges gefallen, wie die Gruppen von Tänzern, die sich wie in Trance zum Rhythmus der Trommeln bewegten, die traditionelle Kleidung der Shan oder die "Laternenumzüge", die denen in Österreich lustigerweise ziemlich ähnlich sind.
Am nächsten Tag machten wir einen Bootsausflug am Inlesee. In kleinen, dafür jedoch nicht weniger lauten Kanus mit Motor durchschifften wir schwimmende Gärten, hielten bei verschiedenen Werkstätten für Silber, Holz oder Stoffe, aßen in einem Restaurant auf Stelzen zu Mittag und schauten uns sogar einen Tempel an. Besonders gefallen hat mir die Rückfahrt über die endlos scheinende, blaue Weite des Sees. Da es in den Bergen deutlich kühler ist als in Mandalay, war auch das Wetter trotz herunterbrennender Sonne sehr angenehm.
Dann ging es weiter nach Kalaw, einem kleinen Ort mitten in den Bergen, von wo aus ein Teil von uns wandern ging, während wir anderen einen Ausflug zur Pindaya-Höhle machten. Nach einer sehr kurvigen Fahrt durch eine Landschaft, die skurrilerweise an die Toskana erinnert, und wieder einmal ein paar Stiegen erreichten wir die große Höhle, in der unzählige von hauptsächlich goldenen Buddhas stehen.  Außer uns drängten sich zwar Unmengen von burmesischen Ausflüglern durch die Höhle, doch wenn man einen der verwinkelten Seitenwege einschlug, konnte man einige ruhige Ecken finden, in denen man die meditative und heilige Ausstrahlung dieses Ortes wirklich spüren konnte.
Am Abend besuchten wir auch in Kalaw das Lichterfest, das ich um einiges schöner fand als das in Taunggyi. Weniger Menschenmassen, dafür mehr Tradition, Tänze, Ballons und Lichter. Für die hunderten von kleinen Raketen, die gegen Ende wie ein Feuerregen über die gesamte Festwiese geschossen wurden, war ich dann aber zugegebenermaßen wieder nicht hartgesotten genug und ging hinter ein paar begeistert das Spektakel filmenden Burmesen in Deckung, was diese sehr zu amüsieren schien.
Nach diesem sehr schönen, viertägigen Ausflug waren meine Tage in Myanmar leider schon fast gezählt. Am Sonntagabend ließen wir es uns nicht nehmen, mit Spekulatiuskeksen, einer Kerze und Adventliedern den ersten Adventsonntag zu feiern - man könnte meinen, dass das überhaupt nicht zusammenpasst, aber ich würde das Gegenteil behaupten. Ich kann mir kaum einen besseren Ort dafür vorstellen als das Dach der PDO, wenn der Mond golden leuchtend über den Bergen im Westen aufgeht und am Himmel die Sterne mit der ersten Kerze um die Wette leuchten.

Am 30.11. trat ich meinen Heimweg an - von der Ladefläche des offenen Taxis, von der ich zuerst Anna und dann Mandalay immer kleiner werden sah, über Mandalay International Airport, einen achtstündigen Aufenthalt in Bangkok und den zehnstündigen Rückflug erreichte ich schließlich München. Zuerst wollte ich gar nicht aus dem Flugzeug aussteigen, so dunkel, kalt und abweisend sah München, sah Europa aus. Doch es blieb mir nichts anderes übrig und ich bin mittlerweile gut daheim angekommen.

Abschließend bleibt zu sagen, dass mir diese drei Wochen wirklich wirklich gut gefallen haben - ich bin so dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, diese Reise zu machen, Teil der PDO zu sein, Bangkok und einen Teil von Myanmar zu sehen und so einen Eindruck von Südostasien zu bekommen. Besonders Myanmar ist wirklich komplett anders als Europa und gerade das macht es für mich so reizvoll. So viel Freundlichkeit, Offenheit und positive Stimmung, wie sie dort fast jeder ausstrahlt, kann man bei uns lange suchen.
Natürlich hat auch Europa viele Vorteile, kann außerdem gar nicht so über einen Kamm geschert werden und bietet sehr viele schöne Seiten. Trotzdem glaube ich mir nach dieser Reise sicher zu sein, dass Südostasien und ich noch lange nicht fertig miteinander sind. ;-)

Bis bald,
Babsi

Ich, ganz stolz mit neuem Longy ;-)


roadtrip feeling












Gruppenfoto :-)






Haus im Inlesee
Ausblick vom Pindaya-Berg












spiegelglattes Wasser


zu späterer Stunde in Taunggyi...
in der Pindaya-Höhle

Festwiese in Kalaw








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen