Sonntag, 22. November 2015

Mandalay & die PDO



In Asien ticken die Uhren anders. Und nein, damit meine ich nicht die Zeitverschiebung; die Zeit, die ich in der PDO verbracht habe, kommt mir schon wieder viel länger vor als nur eine kurze Woche.
   
Obwohl ich nur so kurz hier bin, wurden mir am zweiten Tag bereits zwei Klassen zugeteilt, in denen ich Englisch unterrichten durfte: eine Klasse der vierten Stufe (also neun- bis zehnjährige Kinder) und eine der achten Stufe, die ich mir mit einem anderen Volunteer teile. Außerdem assistiere ich einer anderen Freiwilligen in der sogenannten bridging class, in der ältere Schüler vorallem das Sprechen auf Englisch üben. Das Englischniveau der Schüler ist sehr unterschiedlich. Manchmal habe ich lustigerweise das Gefühl, dass ein paar Viertklässler besser sprechen als so mancher Schüler in der bridging class.
Jedenfalls ist das Unterrichten hier eine sehr interessante Erfahrung für mich. Auch wenn plötzlich Stunden ausfallen, co-teachers einfach nicht kommen und vieles sehr chaotisch abläuft, wird man doch schnell versöhnt, wenn die kleinen aus vollem Hals "Head and shoulders, knees and toes" singen, die mittleren einen am Schulhof grüßen ("hello teacher, how are you") oder die großen einem erklären, wann man selbst als Buddhist ausnahmsweise Moskitos erschlagen darf. ;-)
Die PDO ist ein wirklich tolles Projekt - sie ist es wert, sich näher über sie zu informieren und ist jedenfalls eine sinnvolle Spendenanlage!
   
Auch sonst ist viel los: Anna nimmt mich nicht nur mit auf verschiedene Märkte, in den PDO-eigenen Tailoring Shop (das wohl coolste Geschäft in ganz Mandalay ;-) ) und zum Elefantenstreicheln in den Zoo, sondern auch zum Essen in allen möglichen burmesischen Restaurants und Teashops, wo ich schon viele andere nette Volunteers kennengelernt und sehr gutes Essen probiert habe. Außerdem haben wir einen Tag in Mingun verbracht: Über den Ayeyarwaddyfluss sind wir mit einem gemütlichen Boot hin- und zurückgefahren, in Mingun haben wir die wunderbaren Ausblicke von den beiden Pagoden genossen und ich bin nicht nur um einen Sonnenhut, sondern auch um einen Sonnenbrand reicher geworden. Dann haben wir noch über unzählige Stufen den Mandalay Hill bestiegen, sind dort den furchtbar fehl am Platz wirkenden Touristescharen ausgewichen und haben uns den Sonnenuntergang angeschaut.
Mittlerweile kann ich "hallo", "danke" und "zahlen bitte" auf burmesisch sagen, bin in Besitz eines burmesischen Wickelrockes (longy) und schaffe es inzwischen sogar, allein die Straße zu überqueren, ohne dreimal überfahren zu werden. Ich bin mit viel zu großem Helm Mopedtaxi gefahren, habe einen (unfreiwillig unglaublich witzigen) Bollywoodfilm im Kino gesehen und komme jetzt auch damit klar, wenn das Wasser ab und zu für ein paar Stunden ausfällt.
Ich habe, vorallem auf der kleinen Straße in der PDO, richtig viel gelächelt - weil mir irgendjemand zulächelt, weil mich (sowohl mir bekannte, als auch nie gesehene) Schüler grüßen, weil alles so schön bunt ist, weil jemand singt oder einfach weil die Sonne scheint. Diese Straße ist so voller Leben und Lebensfreude, dass man sofort angesteckt wird. Ich bin wirklich dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, diesen Platz nicht nur zu sehen, sondern in dieser kurzen Zeit Teil von ihm zu sein.

Ich könnte noch seitenlang so weiterschreiben, wenn es nicht den Rahmen sprengen würde. Vorallem habe ich in der Woche, die ich in Mandalay verbracht habe, jedoch eines gelernt: es geht auch anders.
Natürlich, man kann eine Straßenverkehrsordnung aufstellen und sich brav daran halten, doch man kann auch ohne Helm zu dritt Moped fahren, auf einer Straße ohne ernstzunehmende Spuren und es passieren trotzdem nicht dauernd Unfälle. Man kann fließendes Wasser für einen Mindeststandard halten, doch es geht auch ohne - solange es nach ein paar Stunden wieder aus der Leitung kommt. Man kann alles genau auf die Sekunde durchplanen und sich an diesen Plan halten, aber man kann auch einfach alles auf sich zukommen lassen und zur Not ein bisschen improvisieren. Vielleicht ist das sogar besser, denn es kommt ja sowieso nie so, wie man denkt. Man kann zielstrebig und fokussiert seiner Wege gehen, aber man kann stattdessen auch den Kopf heben und den Menschen, die einem begegnen, zulächeln.
Hier in der PDO funktioniert das Leben auf diese andere Art jedenfalls ziemlich gut.


Bis bald,
Babsi
 

Pagode in Mingun
libellenumschwirrt in Mingun
Und das fast jeden Tag!

Ayeyarwaddy
Hafen in Mandalay

Elefantenstreicheln :D













Samstag, 14. November 2015

Bangkok

Ich bin jetzt seit drei Tagen in Bangkok, aber es kommt mir eher vor wie drei Wochen. Nach dem neunstündigen Flug, der zum Glück sehr angenehm war, einer sehr mühsamen Taxifahrt und ein paar Stunden, in denen ich fast im Stehen eingeschlafen wäre, habe ich in meinem Hostel (Lub.d Siam Square - den guten Bewertungen kann ich nur zustimmen) eingecheckt. Nach zwei Stunden war ich allerdings schon wieder auf den Beinen und machte mich mit meinen beiden Zimmernachbarinnen aus Deutschland auf den Weg in eine Skybar namens Cloud 47, die sich - nomen est omen - im 47. Stock eines Bürogebäudes befindet (und nein, es war nicht die aus dem Hangover-Film ;) ). Der Ausblick von dort war wirklich beeindruckend - unglaublich viele Hochhäuser mit Unmengen von blinkenden Lichtern ersetzten den vom Lichtsmog geschluckten Sternenhimmel; man hatte wirklich das Gefühl, die Stadt pulsieren zu sehen. 

Am nächsten Tag reisten meine Zimmernachbarinnen allerdings schon wieder ab und ich machte mich allein auf den Weg. Mit dem Skytrain fuhr ich zum Chao Praya River und wich dort gekonnt dem Touristenfallen-Sightseeingboot aus, um mit dem sowohl authentischeren, als auch  billigeren Expressboot in die Nähe des Royal Grand Palace zu fahren. Den schaute ich mir allerdings nur von außen an und flüchtete vor denTouristenströmen und einem plötzlichen, sehr heftigen Gewitter in den beschaulichen Tempel Wat Ratchabophit. Danach streifte ich ein bisschen durch die Gassen und kaufte in einer Gegend, in der ich mich wie die erste Touristin überhaupt fühlte, eine traditionelle thailändische Suppe. Sie war mir zwar ein bisschen unheimlich, da ich keine Ahnung hatte, was darin eigentlich herumschwamm (Fleisch? Fisch? Beides? Roh??), doch sie schmeckte gut und ich habe sie unbeschadet überlebt. ;-) Danach nahm ich mein erstes Tuktuk zum Wat Saket, der auf dem "golden mountain" liegt (man merkt, dass es hier keine Berge gibt) und dessen Dach nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch gratis WIFI zu bieten hat, was einige meiner Mitbesichtiger auch ausgiebig zum Skypen, Whatsappen usw nutzten...  ^^
Dann spazierte ich noch zum Wat Surath, der mir wahrscheinlich am besten gefallen hat. Der acht Meter hohe Buddah blickte gutmütig lächelnd auf die betenden Menschen herunter und obwohl Kindergeschrei durch die offenen Fenster hereindrang, war dieser Tempel ein Ort der Ruhe und der Meditation und ein schöner Abschluss. Wat a day! :'D

Heute fuhr ich nach dem Frühstück mit dem Tuktuk durch Chinatown in das kleine indische Viertel Pahurat, wo ich mir auf Empfehlung meines Reiseführers den großen Sikh-Tempel des Viertels anschaute. Und wirklich: nachdem ich ein paar Leute dort angesprochen und meine Schuhe ausgezogen hatte, stand ich plötzlich eingequetscht in einem Aufzug mit drei Männern mit bodenlangen, weißen Gewändern, schwarzen Turbans und langen, schwarzen Bärten. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch dachte, dass die Sikhs eine Art von Moslems sind (in Wirklichkeit haben sie mit keiner anderen Religion etwas am Hut, außer mit den Moslems den Turban), musste ich an die Attentate des heutigen Tages in Paris denken und daran, wie schlimm es ist, dass so viele Menschen Moslems und Islamisten über einen Kamm scheren. Zu mir waren die "Moslems" sehr höflich und sahen mich nur etwas befremdet von der Seite an, aber ich war schließlich auch die einzige Touristin im Tempel. Nach dieser interessanten Besichtigung und nachdem ich das mittägliche Gewitter mit einem sehr guten Essen überbrückt hatte, fuhr ich mit dem Boot in die Nähe der berühmt berüchtigten Kao San Road, einer Backpacker-Shopping-Straße. Dort gibt es unendlich viele Möglichteiten, etwas zu kaufen und wahrscheinlich noch mehr, übers Ohr gehauen zu werden. Zum Glück wusste ich schon, dass man grundsätzlich immer feilschen muss, dass einen die meisten Thais, die einen von sich aus ansprechen, hereinlegen wollen und dass man nur Tuktuks nehmen darf, die an einem vorbeifahren und keine, die am Straßenrand stehen. 

Meine neuen australischen Zimmernachbarinnen habe ich in dem Getümmel natürlich nicht, wie wir gehofft hatten, getroffen, aber ich habe auch diesen Tag gut überstanden und gemütlich mit einem Chang Bier und interessanten Gesprächen auf der Hostel-Terrasse ausklingen lassen. 
Ein Tag bleibt mir noch in dieser chaotischen, lauten, vielseitigen Stadt, bis ich am Montag in Richtung Myanmar starte.

Bis bald,
Babsi



Blick aus dem Tuktuk
Bootfahren auf dem Chao Praya River
Cloud 47
Pahurat Market
Buddha im Wat Surath
Freies WIFI - wen interessiert da noch die tolle Aussicht?
Sikh Tempel

Dienstag, 10. November 2015

Ready for Take Off

Die Zeit ist wieder einmal genau so vergangen, wie ich morgen reisen werde - im Flug. In meinem Fall geht dieser Flug dann von München nach Bangkok.

Wenn ich aus dem Fenster auf die Bäume rundherum schaue, die mittlerweile fast alle kahl sind und einen trotz des schönen Wetters daran erinnern, dass eben doch schon November ist,  kommt es mir absurd vor, dass ich in nicht einmal zwei Tagen wieder Sommerkleidung anziehen und meine Sonnenbrille nicht nur zum Spaß, sondern aus gutem Grund aufsetzen werde. Während ich mir dann verschiedenste Tempel in Bangkok und Mandalay anschaue, stimmen sich die Leute hier schon langsam auf Weihnachten ein (zumindest wenn es nach dem Angebot der Supermärkte geht). Und wer weiß, vielleicht fällt, während ich in Tuk-Tuks sitze und durch bunte Märkte bummle, hier sogar der erste Schnee...

Jedenfalls ist mein Rucksack gepackt, mein Pass inklusive sehr wichtig aussehendem Visum für Myanmar eingesteckt und Baldriantabletten für den Flug habe ich auch dabei. Was soll da noch schiefgehen? ;-)

Ich werde drei Tage in Bangkok bleiben - das Programm dafür steht praktischerweise sehr detailliert in meinem Reiseführer, der nicht nur einen wirklich guten Überblick gibt, sondern dabei auch noch witzig geschrieben ist und den ich also sehr weiterempfehlen kann (Reise Know-How: Bangkok).

Danach fliege ich weiter nach Mandalay, wo ich (wie im letzten Post erwähnt) für zwei Wochen in der Klosterschule PDO, in der meine beste Freundin Anna momentan als Volunteer arbeitet, wohnen und mithelfen kann. Anna ist seit bald zwei Monaten in Myanmar und ich freue mich schon sehr, sie wiederzusehen und endlich selbst einen Einblick in das Leben dort, von dem ich schon so viel gehört habe und das so ganz anders ist als hier, zu bekommen!

Bis bald,
Babsi