Seit über einer Woche bin ich schon wieder zurück in den Bergen und netterweise zeigt sich Tirol meistens von seiner schönen Seite: der blaue Himmel kontrastiert mit den schneebedeckten Berggipfeln, überall blühen erste Frühlingsblumen und in der Sonne ist es sogar schon richtig warm. Unter solchen Umständen fällt das Heimkommen natürlich nicht allzu schwer. ;-) Dazu kommt, dass ich mich auf verschiedenste Dinge am Daheimsein gefreut habe - von größerer Auswahl an bunter Kleidung über Stauraum für meine Sachen bis hin zu der Tatsache, den neuen Führerschein endlich nützen zu können. Und obwohl ich auf meiner Reise sehr viele nette Leute kennengelernt habe, ist es nach zweieinhalb Monaten "alleine" natürlich sehr schön, wenn man Familie und Freunde wiedersieht. :-) Jetzt bin ich erst einmal ein Monat zu Hause, in dem ich Dinge wie Studium, Praktikum und dann hoffentlich meinen nächsten Workawayplatz in Italien organisieren will. Denn nur weil ich es momentan genieße, daheim zu sein, heißt das noch lange nicht, dass meine Reiselust weg ist. :-D
Ein bisschen möchte ich natürlich noch von meinem letzten Workaway-Platz in Dax erzählen. Diese Stadt hat ungefähr 40.000 Einwohner und eine Besonderheit, nämlich Thermalquellen, aus denen mit unzähligen Kurhotels Profit geschlagen wird. Diese locken, wie man sich vorstellen kann, eine etwas andere Altersgruppe als die meine an, was sich auch im Stadtkern wiederspiegelt: drei Apotheken mischen sich unter Boutiquen mit Senioren-Bademode, Optiker und Geschäfte für Hörgeräte. ;-) Raphaele und Jean, meine französischen Hosts, sind allerdings keine Senioren, sondern ein junges Ehepaar mit einem fast dreijährigen Sohn namens Naija. Über Workaway sucht die vielbeschäftigte Raphaele Leute, die Naija am Vormittag beschäftigen, damit sie für ihren Studienlehrgang lernen und an ihrem Projekt arbeiten kann (sie möchte in Dax eine Montessori-Schule eröffnen) und die ihr auch im Haushalt und Garten zur Hand gehen. Weil ich ihre erste Workawayerin war, war vieles allerdings noch recht frei und kaum durchgeplant.
Es hat eine Zeitlang gedauert, bis ich mich eingewöhnt habe - anfangs war ich etwas kulturgeschockt, Südfrankreich kam mir nach Spanien unverhältnismäßig nördlich vor und außerdem war ich krank. Doch da Raphaele und Jean wirklich sehr nette und aufgeschlossene Menschen sind, habe ich mich doch bald eingelebt.
Meine Hosts haben hauptsächlich Englisch mit mir geredet (was ich ein bisschen schade gefunden habe), dafür hat mein Französisch beim Babysitten profitiert; Naija hat nämlich beim Spielen immer munter vor sich hingeplaudert, ohne zu mitzubekommen, dass ich nur die Hälfte verstehe ("Regarde!! Regarde ce que j'ai fait!!!!! Tu as vu??"). So habe ich viele interessante Vokabeln wie "Schau!!", "Lastwagen" oder "Bär" gelernt und auch aus der Terminologie des Haushalts ist so manches hängen geblieben (aspirateur & co). Raphaele ist allerdings total nett und locker und ich bin bei diesem Platz nie annähernd auf die fünf Stunden Arbeit am Tag gekommen.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Familie sehr musikalisch ist und ich nicht nur öfters meine Ukulele ausgepackt, sondern auch sehr viel gute Musik empfohlen bekommen habe. Toll war auch, dass ich die Möglichkeit hatte, sehr viele Ausflüge zu machen. Mit dem Bus oder meinen Hosts bin ich zum Beispiel nach Biarritz, Bayonne, Capbreton, Bordeaux oder Saint-Jean-de-Luz gefahren und habe mir diese unterschiedlichen Städte angeschaut. Und auch wenn Dax leider nicht direkt am Meer liegt, konnte ich so doch einige Male den wilden Atlantik sehen, der so ganz anders ist als das beschauliche Mittelmeer. Am 12.3. bin ich dann über Bordeaux, Paris und München heimwärts gefahren und nach einer 24-stündigen Busreise war ich wieder in Tirol.
Und mein Fazit?
Ich bin stolz, nach diesen zweieinhalb Monaten sagen zu können, dass ich voll und ganz zufrieden bin mit meiner Reise. Ich habe ein Riesenglück gehabt, dass alle drei Familien so nett, aufgeschlossen und gastfreundlich waren und ich mich dadurch an allen drei Orten zu Hause gefühlt habe. Ich will nichts schönreden - allein zu reisen hat seine Nachteile, es erfordert auf jeden Fall Unabhängigkeit und natürlich ist man manchmal ein bisschen einsam. Doch ich habe in dieser Zeit so viele nette, weltoffene und gastfreundliche Menschen verschiedensten Alters kennengelernt, von Kindern über Studenten bis hin zu Pensionisten, habe einmalige Einblicke in andere Kulturen und Lebensweise bekommen, sehr viele schöne Orte gesehen und so ganz sicher meinen Horizont erweitert. Und auch wenn ich noch nicht studiere dieses Jahr habe ich trotzdem richtig richtig viel gelernt. Diesmal wirklich nicht für die Schule, sondern fürs Leben. ;-)
Und vielleicht war nicht immer alles nur einfach, doch es war ganz sicher immer alles interessant.
Bis bald,
Babsi
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Bordeaux |
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wilder Atlantik |
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Bayonne im Regen |
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Naija der Ninja ;) |
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meine supernette Hostfamilie |
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Dax (auch hier gibt's Palmen)... |
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...wenn dann einmal die Sonne scheint! ☼ |
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Capbreton |
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die beeindruckende Küste von Biarritz |
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Saint Jean de Luz im Baskenland |
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und als Abschluss noch ein schnelles Flanieren über die Champs-Élysées, bevor der Anschlussbus losfährt |
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meine Reiseroute |